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Kapitalismus und Kommunismus waren die Suchbegriffe die von mir, zur Auffindung einer Reihe von Artikeln, auf der größten chinesischen online Versteigerungsplattform TaoBao eingegeben wurden. Die am Bildschirm erschienenen Bilder der Waren wurden durch zeichnerische Pausverfahren auf Transparentpapier per Hand übertragen. (siehe Zeichenserie TaoBao)

Für Ausstellungen und Präsentationen stelle ich Neuschöpfungen der kopierten "Bildschirm-Originale" wieder auf online Plattformen und online Auktionen ins Netz. Die originalen Handzeichnungen können dann ausschließlich auf digital betrachtet und online erworben werden. Die Preise der Zeichnungen variieren erheblich, da ich die gleichen Preisangaben, die bei den ursprünglichen Produkten angegeben waren, verwende. Für mich als Kunstschaffender stellen sich die Fragen, wie der Einfluss digitaler Medien, globale Märkte, ästhetische Erscheinungen und kulturelle Identitäten verändern und wie post digitale Strategien Einfluss auf das kreative Schaffen im Umgang mit den neuen Medien unserer Zeit nehmen.

Die digitalen Abbilder der gefundenen TaoBao Artikel repräsentieren einen Ausschnitt eines durch die marktwirtschaftliche Perspektive geformten Blicks auf ein Phänomen. Die Schöpfer der online Bilderflut bleiben meist im Verborgenen, die Qualität und ästhetische Aussage unterscheidet sich je nachdem ob diese von professionalen Fotoagenturen hergestellt, oder von Laien, mit Low Tech Equipment ausgestattet, hergestellt wurden.

Der Einfluss digitaler Medien ist heute ein selbstverständliches globales Phänomen, mit dem aufkommenden Computerzeitalter wurde das „post digitale“ als ein im Wandel begriffenes Paradigma wahrgenommen. Die „Digitale Revolution“ ist vorüber schrieb Nicolas Negroponte in seinem nachhaltigen Artikel „Beyond the Digital“ der 1998 im IT Magazin "Wired" erschien. Er fokussierte den Einfluss des „Digitalen“ nicht auf technische Innovationen sondern bezog sich auf dessen Wirkung auf gesellschaftlichen Handlungen innerhalb sozialer Ordnungen. Die digitale Wende nimmt demnach Einfluss auf das alltägliche Handeln und unser allgegenwärtiges Wissen, sowie auf das Konsumieren und Kommunizieren. Die Wahrnehmung verändert den globalen Imperativ und daraus resultieren veränderte Größenverhältnisse, die schelle Verfügbarkeit verlangt nach einer Neudefinierung von Zeit und das Bewusstwerden einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit von Territorien. Soziale digitale Medien verändern sozusagen die Stellung der Produzenten und der Konsumenten.

Die Zeichenserie TaoBao ist für mich nicht abgeschlossen und wird ständig erweitert und ergänzt, das Gesamtbild zeigt sich als ein ständig veränderteres Bild, welches gebunden an die Fusionen der online Märkte beeinflusst wird. Die Serie stellt heute nicht nur einen Blick auf den hybriden Marktplatz Chinas zwischen Kapitalismus und Kommunismus dar, sondern stellt auch Fragen an den Marktwert eines eigenständigen künstlerischen Werkes und die Relation zwischen einem Original und einer Reproduktion.

Tao Bao zählt heute zu den weltweit größten online Märkten und war dabei Ebay dem größten westlichen vergleichbaren Markt den Rang abzuringen. Der Boom der Expansion begann seit der Gründung durch Jack Ma im Jahr 2003, Tao Bao war 2006 der führende asiatische online Markt und die chinesischen Betreiber wollten bis 2008 an den westlichen Markt Ebay aufschließen. Heute zählt Tao Bao zum weltweit größten Internet-Auktionshaus mit einer vergleichbaren Größe wie Ebay, Amazon und Rakuten zusammen.

Statement zur Zeichenserie TaoBao von Michael Wegerer
(publiziert im Geisteswissenschaftlichen Magazin PenArt,
"Zwischen den Stühlen", Ausgabe 2/2013)